Kinder besser verstehen: Sie tun Dinge nicht, um uns zu ärgern.
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Kinder kommen mit einer angeborenen Neugier und dem Drang zur Entwicklung auf die Welt. Ihre natürliche Lernfreude ist eine kostbare Ressource, die wir als Erwachsene unterstützen und fördern sollten. Doch oft beobachten wir, wie diese Freude beim Lernen, insbesondere bei den Hausaufgaben, verloren geht.
In diesem Blogartikel möchten wir darüber sprechen, warum es so wichtig ist, Kinder als individuelle Lernpersönlichkeiten zu verstehen und wie wir sie in ihrem Lernprozess bestmöglich unterstützen können. Wir betrachten verschiedene Spannungsbögen und Strategien, um den Bedürfnissen jedes Kindes gerecht zu werden, und zeigen auf, wie Eltern und Erwachsene eine positive Lernumgebung schaffen können. Tauchen wir ein in die Welt des Lernens und entdecken wir gemeinsam, wie wir Kinder besser verstehen und fördern können.
Bedeutung des unsichtbaren Lernprozesses
Lernen ist ein unsichtbarer Prozess, der oft nicht direkt erkennbar ist. Es kann schwierig sein zu sagen, ob und wann ein Kind tatsächlich lernt, insbesondere wenn es den Anschein hat, als wäre es unaufmerksam oder abgelenkt. Dies führt manchmal dazu, dass wir als Erwachsene den Lernprozess kritisieren, obwohl er möglicherweise gerade stattfindet.
Ein häufiges Problem ist, dass Erwachsene davon ausgehen, zu wissen, was am besten für Kinder ist, und ihnen genau sagen, was und, wie sie lernen sollen.
Vielleicht erkennst du Sätze wie diese wieder:
- „Bei so viel Lärm kann man sich doch nicht konzentrieren.“
- „So lernt man nicht.“
- „Bei diesem Chaos kann doch keiner lernen.“
Aber wer ist dieses „man“, und warum scheint es so wenig Freude am Lernen zu haben?
Oftmals beobachten wir nicht nur den Verlust der Lernfreude bei Schulkindern, sondern auch ein schwindendes Vertrauen in ihre eigenen Lernfähigkeiten. Jedes Kind lernt jedoch auf seine eigene Weise, und es ist wichtig, die individuellen Bedürfnisse und Strategien jedes einzelnen Kindes zu erkennen.
Förderung von Verständnis und Verbindung
Es ist wichtig, Kinder als Lernende besser zu verstehen, da dies zu einer stärkeren Verbindung und weniger Konflikten in Lernsituationen führen kann. Anstatt Kindern vorzuschreiben, was sie tun sollen, sollten wir ihre Handlungen beobachten, verstehen und sie in ihrem individuellen Lernprozess unterstützen.
Es ist entscheidend zu verstehen, dass Lernen ein unsichtbarer Prozess ist. Da wir diesen Prozess nicht direkt wahrnehmen können, ist es schwierig zu sagen, ob und wann Lernen tatsächlich stattfindet, auch wenn ein Kind die Gedanken im Raum herumzuschweifen scheinbar herumschweifen lässt.
Wir Klassenheldinnen setzen uns dafür ein, dass Kinder als Lernende besser verstanden werden. Sobald wir ein tiefes Verständnis für die Lernpersönlichkeit eines Kindes entwickeln, entsteht mehr Verständnis und Verbundenheit in Lernsituationen, was zu weniger zwischenmenschlichen Konflikten führt. Und welche Familie wünscht sich das nicht im Bereich Schule?
Anstatt zu sagen, was Kinder nicht tun sollten, sollten wir vielmehr beobachten, was sie tun, und versuchen zu verstehen, warum sie es tun. Wir können die Kinder auf ihrem Weg begleiten, damit sie neue Strategien entwickeln können, die zu ihrer individuellen Lernpersönlichkeit passen.
Es wird deutlich, dass alles, was Kinder tun, letztlich für sie selbst geschieht, auch wenn es manchmal den Anschein hat, als wollten sie uns ärgern. Dies realisierten auch einige Eltern im Rahmen des Klassenheld-Mentorings, als wir herausfanden, welche Lernpersönlichkeit ihre Kinder und sie selbst haben.
Denk einmal darüber nach: Welche Verhaltensweisen zeigt dein Kind gerne? Wenn du mehrere Kinder hast, kannst du bestimmt unterschiedliche Verhaltensmuster erkennen.
Wir zeigen dir hier ein paar unterschiedliche Spannungsbögen. Spannungsbogen ist ein super schöner Begriff für das Unverständnis und häufiger Streit, der aus folgenden Situationen entstanden ist. Möglicherweise erkennst du dich oder dein Kind in einer der Situationen wider.
Es entsteht oft ein Spannungsbogen zwischen dem Wunsch voranzukommen und dem Bedürfnis nach Entspannung.
Wenn du dein Kind als Lernpersönlichkeit verstehst, geht es darum, es anzunehmen, zu begleiten und in seiner Wirksamkeit zu unterstützen.
Unterschiedliche Spannungsbögen – oder Gründe für Diskussionen, Streit und Sorgen
Durch die Betrachtung von verschiedenen Spannungsbögen, wie z.B. zwischen Effizienz und Gemütlichkeit oder zwischen Verbundenheit und Autonomie, können wir verschiedene Strategien entwickeln, um den individuellen Bedürfnissen jedes Kindes gerecht zu werden. Dabei geht es darum, flexible Lösungen zu finden, die sowohl den Zielen der Erwachsenen als auch den Bedürfnissen der Kinder entsprechen.
Spannungsbogen 1: Effizienz und Gemütlichkeit
Ein Beispiel hierfür ist die Situation von Petra und Max. Petra arbeitet als Lehrkraft und hatte nachmittags den dringenden Wunsch voranzukommen, das heißt, die Dinge so schnell wie möglich zu erledigen. Ihr Sohn hingegen bevorzugte es, die Dinge gemütlich zu machen. Das bedeutete konkret, dass er sich erstmal eine Jogginghose anziehen wollte, sich Snacks richtete und sich einfach eine gemütliche Atmosphäre schaffte.
Petra war ziemlich genervt, weil ihr die Zeit im Nacken saß, Hobbys standen an, und das Geschwisterkind durfte schließlich auch noch versorgt werden. Sie wollte einfach „Feierabend“ haben.
Wir fanden heraus, dass Genuss und Gemütlichkeit elementare Grundelemente seiner Persönlichkeit waren. Sein Alltag war getaktet und er war heilfroh, einfach im gemütlichen Zuhause zu sein. Das heißt, es war wahnsinnig wichtig für ihn, dass er sich den Genuss in seinen „Hausaufgabenrahmen“ holte und er es sich bei den Hausaufgaben so richtig schön gemütlich zu machen.
Anstatt sich wie vorher gegenseitig zu frustrieren, gelingt es der Mutter durch ein tieferes Verständnis für die Lernpersönlichkeit ihres Sohnes, flexibler auf seine Bedürfnisse einzugehen.
Es wurde ihr bewusst, dass er diese Dinge nicht einforderte, weil er sie ärgern möchte oder Zeit trödeln, sondern weil es seine Strategie war, um die Hausaufgaben gut bewältigen zu können.
Es gelang ihr nun, mit einem ganz anderen Verständnis darauf einzugehen und es überhaupt erst zuzulassen. Sie war nun wesentlich flexibler, was ihren Rahmen anging. Er konnte die Jogginghose anziehen, auch wenn es nur für 40 Minuten ist. Das Ergebnis war: ES LIEF! :)
Der Wunsch der Mutter war genauso erfüllt wie der Wunsch des Sohnes. Denn auch sie bringt eine Lernpersönlichkeit mit und dieser ist es notwendig voranzukommen. Konflikte und Streitereien erschweren nur dieses Ziel.
Spannungsbogen 2: Streben nach Fortschritt und das Bedürfnis nach Gemütlichkeit und Ästhetik
Ein weiteres faszinierendes Beispiel verdeutlicht den Spannungsbogen zwischen dem Wunsch nach Fortschritt und dem Bedürfnis nach Gemütlichkeit und Ästhetik.
Mama Sarah hatte den starken Wunsch, dass ihre Tochter die Hausaufgaben schnell erledigte und dabei sichtbare Fortschritte machte. In der Schule herrschte ein hohes Tempo, was bei ihrer Tochter, Lena, jedoch großen Stress verursachte und ihre Lernfortschritte beeinträchtigte. Sarah fühlte sich gedrängt, noch mehr zu tun, um Lenas Lernfortschritte sichtbar zu machen und Schritt zu halten.
Lena hingegen nahm sich gerne Zeit für ihre Aufgaben und legte Wert auf ästhetische Materialien wie Glitzerstifte, Sticker, schöne Umschläge. Alles, was glitzerte und Dinge einfach verschönerte, sprach Lena an. Daneben schätzte sie es, die Zeit mit ihrer Mutter während des Lernens zu genießen.
Durch ein tieferes Verständnis für Lenas Lernpersönlichkeit konnten wir verschiedene Strategien entwickeln. Um Lenas Interesse an Rechtschreibung zu fördern, nutzten wir alles, was sie mochte, und probierten verschiedene Ansätze aus.
Eine Idee war es, ein eigenes Rechtschreibheft zu gestalten, in dem Lena frei und kreativ üben konnte, ohne sich an strikte Vorgaben halten zu müssen. Dieses Projekt war ein wunderschönes Erlebnis ohne Druck und Erwartungen. Sarah war überrascht zu sehen, mit welcher Hingabe und Freude Lena sich ihrem Projekt widmete.
Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, die individuellen Bedürfnisse und Vorlieben jedes Kindes zu erkennen und anzuerkennen. Durch das Verständnis für Lenas Bedürfnis nach Gemütlichkeit und Ästhetik konnten wir gemeinsam eine Strategie entwickeln, die ihren Bedürfnissen gerecht wurde. Dadurch fühlte sich wohl und war motiviert, sich mit einem Thema zu beschäftigen, das für sie große Herausforderungen bereithielt.
Die Eltern, die zu uns kommen, sind oft erfahren in verschiedenen Lernmethoden und suchen nach Möglichkeiten, ihre Kinder bestmöglich zu fördern. Doch oft sind es die kleinen, individuellen Anpassungen, die den größten Unterschied machen und eine nachhaltige positive Veränderung bewirken.
Spannungsbogen 3: Verbundenheit und Autonomie
Wir hatten eine Mama im Mentoring, die unter den Erwartungen groß wurde, dass hohe Erwartungen an sie gestellt wurden, sie gleichzeitig wenig Unterstützung dafür bekam. Gaye hat bereits alle Tipps und Tricks, die es bei Social-Media gibt, angewendet, um Lernen möglichst spielerisch stattfinden zu lassen.
Sie war permanent angetrieben von dem Wunsch, ihren Sohn so gut es geht zu unterstützen. Er hingegen wollte die Dinge viel lieber alleine machen und so schnell wie möglich erledigen. Gaye empfand sein Verhalten eher undankbar und wenig wertschätzend ihr gegenüber.
Wir haben uns die Lernpersönlichkeiten angeschaut und festgestellt, dass sie genau gegenüberliegen. Im ersten Moment war die Gaye etwas geknickt, denn das heißt, dass einige Unterschiedlichkeiten da sind und sich das Hineinversetzen in das eigene Kind etwas anstrengender gestalten kann. Gleichzeitig ist es ein enormes Lernfeld. Es ermöglicht es dir, ein besseres Verständnis für dein Kind und füreinander zu entwickeln.
Das Lernfeld bei gegenüberliegenden Lernpersönlichkeiten ist einfach größer und das Abenteuer gleich mit.
Eymen hat unglaublichen Spaß, wenn er unter Zeitdruck arbeitet. Er liebte es, mit der Sanduhr zu arbeiten und möglichst schnell und effizient seine Hausaufgaben zu erledigen. Er liebt den Wettbewerb. Wenn Tätigkeiten von der Frage begleitet waren: „Wer schafft etwas schneller?“ „Habe ich schneller die Spülmaschine ausgeräumt oder du schneller die Geschichte zu Ende geschrieben?“, lief es einfach geschmeidig. Der Zeitdruck, der bei Gaye eher den Fluchtinstinkt aktivierte, ließ ihren Sohn in die größte Aktivität kommen. Diese Art zu arbeiten, hat ihm unglaublich Spaß gemacht und beide hatten so viel Freude.
Die Eltern, die zu uns kommen, sind in der Regel sehr versiert darin, Lernmethoden auszuprobieren und kennen sich methodisch wirklich sehr gut aus. Sie sind oftmals auf der Suche nach dem nächsten „heiligen Gral“, der das Kind ins Tun bringt. Oftmals funktionieren Dinge einige Tage ganz gut, dann ist der erste Zauber verflogen und das alte Muster kehrt wieder.
Das Modell der Lernpersönlichkeiten bietet dir einen ganz anderen Zugang. Wenn du dich einmal in das Modell der Lernpersönlichkeiten herein gedacht hast, hast du ein viel größeres Verständnis für dein Kind und kannst viel flexibler reagieren. Du sparst dir so viel Zeit und es kehrt so viel Ruhe ein. Du bleibst in deiner Rolle der Mama und des Papas und bist eine LernbegleiterIn für dein Kind und nicht die Lehrkraft, die eben von zu Hause ihre Schüler begleitet.
Der Schlüssel: Berücksichtigung der individuellen Lernpersönlichkeit
Jedes Kind hat seine eigene Lernpersönlichkeit, die durch verschiedene Faktoren beeinflusst wird. Zu wissen, welche Lernpersönlichkeit dein Kind ist, unterstützt dich ungemein darin, die wirklich effektiven Lernstrategien zu entwickeln, die den Bedürfnissen des Kindes entsprechen und es ins Handeln bringen.
Lernen ist ein individueller Prozess, der von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird. Indem wir Kinder als einzigartige Lernpersönlichkeiten verstehen und unterstützen, können wir eine positive Lernumgebung schaffen, in der sie ihr volles Potenzial entfalten können.
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