Defizitorientierung in der Schule. Was du als Mama oder Papa von einem Schulkind dagegen tun kannst.
Lesedauer: 8 Min.
Wenn du wissen möchtest, wie du trotz der bestehenden Defizitorientierung im Schulsystem aktiv gegensteuern kannst, bist du hier in diesem Blogartikel genau richtig. Wir schauen uns an, was überhaupt Defizitorientierung ist, welche Auswirkungen diese auf Kinder haben kann und wie du als Mama oder Papa aktiv dagegen steuern kannst.
Defizitorientierung bedeutet, den Blick auf das zu lenken, was Menschen noch nicht können. Es ist Teil unseres Schulsystems und selbst wenn man sich von Noten freimacht, jedoch irgendeine Art Bewertungssystem beibehält, geht es darum zu schauen, was noch nicht so gut beherrscht wird.
Wir möchten an dieser Stelle ganz deutlich sagen: Schuld daran hat niemand. Defizitorientierung ist Teil dieses Systems.
Wir nehmen nun die Defizitorientierung als Ausgangslage und entwickeln daraus ein Gegengewicht.
Es gibt eine Reihe an Schulen und Lehrkräften, die es trotz des bestehenden Bewertungssystems schaffen, den Blick auf die Fortschritte zu lenken. Diese werden von Kindern als besonders bestärkend wahrgenommen.
Wir schauen uns später genauer an, mit welchen wichtigen Werkzeug diese arbeiten und was du dir als Mama oder Papa davon übernehmen kannst.
Mögliche Auswirkungen der Defizitorientierung
Defizitorientierung hinterlässt im Gesamten ein unangenehmes Gefühl. Häufig bleibt der Eindruck, dass man wieder nicht gut genug ist. Das permanente Erleben dieses Gefühls kann bei einigen Kindern Spuren hinterlassen.
Es hat häufig große Auswirkungen auf ihr Selbstvertrauen, vor allem auf das Vertrauen in ihre Lernfähigkeit, da häufig die Noten ihre Anstrengung nicht widerspiegeln.
Die Motivation, dran zu bleiben, schwindet zunehmend, bis dahin, dass manche Kinder überhaupt keine Lust mehr haben, irgendetwas zu machen.
Die Bereitschaft zum Lernen schwindet mit der Motivation gleich mit. Häufig strapaziert dies die Beziehung zwischen den Eltern und dem Kind oder auch zwischen den Elternteilen, denn Streit und Stress wegen Schule hinterlässt im gesamten Familienalltag Spuren.
Gleichzeitig hat die Defizitorientierung nicht nur Auswirkungen auf das Selbstvertrauen des Kindes, sondern häufig auch darauf, mit welchem Blick Eltern ihr Kind und seine Fähigkeiten betrachten.
Viele Eltern berichten uns im Mentoring, dass sie erst das Gefühl haben, ihr Kind wieder richtig zu sehen, seitdem sie die „Defizit-Brille“ absetzen konnten. Schaut hierzu gerne mal in die Podcastfolge von Anja „Mit meinem Kind stimmt etwa nicht.“
Unser Gehirn funktioniert, wie es funktioniert. Wir schauen, wie wir es austricksen.
Warum dieser defizitorientierte Blick des Schulsystems die eigene Wahrnehmung trüben kann, liegt ganz einfach in unserer körperlichen Beschaffenheit.
Das Gehirn eines Menschen ist so ausgelegt, dass wir Gefahren direkt erkennen und in Alarmbereitschaft versetzt werden. Du gehst bspw. über die Straße und hast einen Blick dafür, wenn jemand sich außerhalb der Verkehrsregeln verhält und damit deine Sicherheit gefährden könnte.
Unser Gehirn ist dazu geschaffen, Gefahren zu entdecken.
Siehst du viele Fehler, werden automatisch potenzielle Gefahren gesehen. Sie versetzen dich unbewusst in eine Alarmbereitschaft und häufig kommen Eltern dann an den Punkt, dass sie das Gefühl haben, sie müssten antreiben, Druck ausüben, dranbleiben, sonst geht schließlich gar nichts.
Es beginnt ein Gedankenkarussell von Ängsten:
Wenn wir das nicht schaffen,
- haben wir vielleicht Lücken
- verliert mein Kind den Anschluss
- muss mein Kind die Klasse wiederholen
- verliert mein Kind seine soziale Gruppe und hat es noch schwerer
- haben wir Lücken, die nicht mehr aufzuholen sind
- verlieren wir Zeit
- wird mein Kind das niemals lernen, und es braucht es doch, denn der kommende Lernstoff baut darauf auf
- ist mein Kind wieder so traurig, wenn es keine gute Note schreibt
Vielleicht kennst du einen dieser Gedanken? Es ist nur eine Reihe davon, die losgehen kann. Alle entstehen aus der Angst heraus und sind Reaktionen unseres Gehirns auf diese potenzielle Gefahr, die uns da bevorsteht, wenn wir sie (die Fehler) nicht beseitigen.
Natürlich wissen wir, dass ein erheblicher Unterschied zum Straßenverkehr besteht. Im Straßenverkehr geht es tatsächlich ums Überleben. Beim Betrachten der Fehler jedoch nicht.
Unser Verstand weiß das. Und gleichzeitig darf unser Gehirn aktiv geschult werden, sodass wir gegen diese Reaktion steuern.
Du kannst dein Gehirn darauf trainieren, Entwicklungspotenziale zu sehen. Es sind Lernfelder. Und diese sind real. Gleichzeitig dürfen wir den Fokus auf das legen, was eben schon da ist, was das Kind schon gelernt hat, und welche Fehler dein Kind gemacht hat. Denn Fehler zeigen uns, dass dein Kind sich auf einem Lernweg befindet.
Was du alles tun kannst, um dem defizitorientierten Blick gegenzusteuern, schauen wir uns nun genauer an.
Führe ganz bewusst ein Ritual ein, um dein Gehirn auszutricksen und die defizitorientierte Brille abzulegen.
Viele Eltern schreiben die Erfolge mit ihrem Kind auf eine Toilettenpapierrolle. Hierbei kommt jeder Erfolg auf ein Blatt. Diese Rolle könnt ihr betrachten und ausrollen und einfach bestaunen, dass ihr sooo viele Erfolge schon gesammelt habt.
Eine weitere sehr bestärkende Methode ist „der Erfolgsweg“. Dazu stellt sich dein Kind einmal an einen Startpunkt und mit jedem Erfolg, das es zu feiern hat, macht es einen Schritt zurück. Dein Kind kann dabei auch die Augen schließen. Anschließend schaut ihr, wie lang diese Strecke ist. Es ist so bestärkend für jedes Kind, besonders wertvoll für die, die sich ganz wenig zutrauen und deren Selbstvertrauen richtig geboostert werden darf.
Jeder Fortschritt und jeder Lernerfolg machen eine so große Strecke an Entwicklung aus. Es wurde Zeit, Energie und Übung investiert. Jedes Kind hat so viele Erfolge zu verzeichnen. Um viele Erfolge zu entdecken, kann der Erfolgsweg nicht nur auf wenige Monate beschränkt sein, sondern kann durchaus auch mehrere Jahre abbilden.
Das Kind hat gelernt, zu gehen, zu essen, ein Glas zu halten. Wir können diese Liste ins Unendliche erweitern. Je nachdem, wie groß der Selbstvertrauensschub ist, den dein Kind gerade braucht.
Unabhängig davon, wie weit du zurückgehst, bleibt das Gefühl von:
„Wow, ich habe echt schon eine ganze Menge in meinem Leben geschafft.“
Wir hatten eine Mama im Mentoring, die diesen Erfolgsweg auf dem Schulweg ihres Kindes gemacht hat. Dabei hat sie an den Startpunkt an einer Laterne eine goldene Schleife gehängt. Diese Erfahrung war so stärkend für das Kind, da es jeden Tag aufs Neue an seinen Erfolg erinnert wurde.
Wenn sich die bisherigen Methoden nach viel Tamtam anfühlen, können wir dich beruhigen. Denn wie du weißt, möchten wir die Schulzeit deines Kindes schöner machen, ohne dass du dich dafür auf den Kopf stellen brauchst.
Du kannst auch einfach freitags ein Kakao- und Keks-Ritual machen und die Erfolge in den Fokus rücken.
Oder wenn sich auch das gerade nicht stimmig anfühlt, kommt hier noch eine beruhigende Nachricht:
Es ist die Art, wie du sprichst, und die Fragen, die du stellst.
Sprache ist deine Möglichkeit, darauf Einfluss zu nehmen, wie dein Kind seine Lernerfolge wahrnimmt.
Sprache ist dein bestes Werkzeug, um den Fokus auf die Dinge zu lenken, die dir als Mama oder Papa wichtig sind. Und wenn es dir wichtig ist, dass dein Kind sein Selbstvertrauen stärkt, kannst du damit gegensteuern, dass dein Kind nicht in einen defizitorientierten Tunnel gerät und irgendwann da sitzt und keinen Bock auf nichts hat.
DANN ist Sprache dein wichtigstes Werkzeug, um dein Kind genau da herauszuholen, den Fokus darauf zu lenken, was es schon kann, was es schon gelernt hat.
Sprache und Erfolge feiern, ist das Werkzeug, dem sich Lehrkräfte bedienen, die Kinder als unglaublich bestärkend erleben, obwohl sie von ihnen bewertet werden müssen.
Lehrkräfte, die von Kindern als unglaublich bestärkend wahrgenommen werden, feiern regelmäßig Erfolge. Sie bedienen sich einer Sprache, die den Fortschritt in den Fokus rückt, obwohl sie Noten geben müssen.
Wir sehen also, dieses Gegengewicht herzustellen funktioniert und man darf es einfach bewusst einbauen.
Wie du das umsetzt, ist wirklich egal.
Der Fokus und die Haltung sind entscheidend. Probiere aus, was sich gut anfühlt und was sich einfach in euren Alltag integrieren lässt.
Denn was dein Kind wirklich braucht, ist dich und deine Begleitung. Weg von der Defizitorientierung, hin zur Stärkeorientierung.
Wenn du gerne dein Kind optimal begleiten möchtest, bewirb dich für das klassenheld Mentoring und wir schauen gemeinsam, wie du deinen Blick auf das System verändern kannst.
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